Zürcher Bahnhofstrasse: Eine Erfolgsgeschichte seit 157 Jahren?

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Eines ist in all den Jahren gleichgeblieben: Die Bodenpreise an der Zürcher Bahnhofstrasse waren immer hoch, die Mieten und Transaktionspreise ebenso. Erstaunlich ist, dass sich das Gebiet aus einem ehemaligen Wassergraben, dem Fröschengraben, so fulminant und nachhaltig entwickelt hat. Erst 1864 wurde er für die geplante Bahnhofstrasse zugeschüttet. Dass diese von Beginn an begehrtes Gebiet für Gewerbe, Handel und Banken war, lag nicht nur an der hervorragenden Lage im Stadtzentrum und der unmittelbaren Nähe des Bahnhofs: Laut Urs Hausmann ist der Erfolg ebenso den wagemutigen und pionierhaften Projektentwicklern, Baumeistern und sogenannten Spekulanten zu verdanken. Sie haben mit erheblichem unternehmerischem Risiko und viel Fachwissen die Bahnhofstrasse zu einer wirtschaftlichen Drehscheibe sowie zu einem Publikumsmagneten gemacht.

Erfolgsfaktor Liegenschafts-Management
Hohe Boden- und Immobilienpreise bedeuten nicht automatisch hohe Renditen: Der Referent analysierte 80 Grundstücke an der Zürcher Bahnhofstrasse und zeigte auf, welche Herausforderungen sie für die Eigentümerschaften wie auch für die Immobilienwirtschaft im Allgemeinen darstellen. Denn solche Liegenschaften sind trotz ihrer Spitzenmieten keine «No-Brainer» oder Selbstläufer. Ganz im Gegenteil: Sie verlangen viel Fachwissen, Verhandlungsgeschick und taktisches Fingerspitzengefühl. Eine allfällige Überrendite gehe laut Urs Hausmann auf das Konto eines umsichtigen Liegenschafts-Managements.

Bahnhofstrasse muss sich neu erfinden
«Wie weiter?», fragten sich die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer. Der Referent wagte den Blick in die Kristallkugel: Die erzielbaren Mietpreise pro Quadratmeter und Jahr tendieren bei Büronutzungen seit vielen Jahren seitwärts. Diese Situation dürfte sich in Zukunft weiter akzentuieren. Es sei daher klar: Die Fallhöhe – bezogen auf die Mieterträge von Ladenflächen – sei ausgesprochen gross. Es könnten sich zwar durchaus neue, vielversprechende Cluster an der Zürcher Bahnhofstrasse entwickeln. Die involvierten Akteure würden jedoch mitbestimmen, ob sie ein gutes Blatt in der Hand halten, und die Zürcher Bahnhofstrasse erfolgreich weiterentwickeln. Und: Die in mehrfacher Hinsicht zu erwartende Abnahme an Diversität könne mehr Licht, aber auch mehr Schatten bringen.

Urs Hausmann
Dr. Dr. Urs Hausmann hat als Volkswirt und als Jurist promoviert. Er war langjähriger Partner und Mitinhaber des Beratungsunternehmens Wüest Partner. Seit 2016 ist er als selbstständiger Berater aktiv, darüber hinaus wirkt er in mehreren Verwaltungs- und Stiftungsräten. Er schreibt zudem Fachartikel und -bücher und lehrt als Gastdozent an zwei Hochschulen.

Buch
Urs Hausmann: Liegenschaften wertgeschätzt. Ein Streifzug durch zwei Jahrhunderte Schweizer Bewertungsgeschichte. 306 Seiten, 20 Fotos, Illustrationen und Infografiken. Hardcover gebunden, ISBN 978-3-909928-53-8

SPGITALK
Der SPGITALK ist eine Veranstaltungsreihe der SPGI Zurich AG mit dem Ziel, den Know-how-Transfer in der Immobilienbranche sowie das Networking zu fördern. Die Teilnahme ist kostenlos. Der SPGITALK vom 5. April 2022 war der erste seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Mit über 100 Teilnehmenden war er gut besucht, er fand im «Tibits Seefeld Bistro» an der Falkenstrasse 12 in Zürich statt.