Notwendige Transformation des Detailhandels

SPGITalk vom 1. März 2018: Der Detailhandel zwischen Hoffen und Bangen

Der Detailhandel muss sich im Spannungsfeld zwischen On- und Offline neu erfinden – dabei ist auch die Immobilienwirtschaft gefragt. So das Fazit des SPGITalks vom 1. März 2018.

«Stationäre Ladengeschäfte sind und bleiben unverzichtbar, auch in der digitalisierten Welt.» Referent Martin Hotz erklärte am SPGITalk, wohin sich der Detailhandel in den kommenden Jahren bewegen muss, um überleben zu können. Er führt zusammen mit einem Partner das renommierte Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Fuhrer & Hotz. Dieses ist spezialisiert auf die Beratung von Detail- und Grosshändlern sowie Industrieunternehmen.

Um auch in Zukunft marktfähig zu sein, müsse ein Detailhändler sowohl online als auch mit einem physischen Ladengeschäft professionell auftreten. «Keines von beidem ist wichtiger, beides muss zusammen eine Einheit bilden, die als solche wahrgenommen wird», sagte Martin Hotz. Er definierte vier prägende Trends bzw. Anforderungen: „Die digitale und stationäre Dominanz globaler Player nimmt zu.», «Händler müssen dafür sorgen, dass sie den Kunden folgen können.», «Stationäre Ladengeschäfte sind – wenn richtig betrieben – relevant und ‚sexy‘», so Martin Hotz. Und: «Mindset matters; Geschäfte müssen fit sein für den Wandel!»

Ladenkunden verstehen lernen

Immer mehr globale Riesen drängen in den Schweizer Markt und setzen diesen unter Druck. «Die Plattform-Ökonomie hat sich in der Realwirtschaft etabliert», so Martin Hotz. Er verdeutlichte dies an einem Marktwertvergleich zwischen Amazon und grossen Einzelhändlern wie Walmart, BestBuy und weiteren. Diese kommen zusammengerechnet auf einen Marktwert von rund 292 Milliarden – während es Amazon auf 427 Milliarden bringt. Trotzdem wird Amazon sein Geschäft künftig nicht mehr aufs Internet beschränken. «Amazon wird Ladengeschäfte eröffnen – genauso wie Alibaba und andere globale Online-Player.»

Essenziell ist es laut Martin Hotz, seinen Kunden besser verstehen zu lernen. Denn: Bis zu 70 Prozent aller Kunden sehen ihre Bedürfnisse durch stationäre Händler nicht voll erfüllt. In allen Kategorien planen zwischen fünf und 15 Prozent der Stationär-Kunden, in naher Zukunft weniger stationär und dafür mehr online einzukaufen. Martin Hotz prognostizierte daher, dass die Geschäfte in den Schweizer Innenstädten bis 2020 eine Umsatzeinbusse von 6 Prozent erleiden werden. Und auch Shoppingcenter sind unter Druck. So haben die 25 grössten der Schweiz in den letzten sechs Jahren einen Umsatzverlust von über einer halben Milliarde Franken verzeichnen müssen. «Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen», so Martin Hotz. Als einen der Gründe nennt er die veralteten Infrastrukturen und teilweise unattraktive, nicht mehr zeitgemässe Ladenkonzepte. Gleichzeitig sei bei neuen Shoppingcentern Geduld gefragt: «Heutzutage dauert es mindestens fünf Jahre, bis in einem neuen Shoppingcenter wie der Mall of Switzerland die erwarteten Zahlen im Bereich Frequenz und Umsatz erreicht werden können.»

Gemeinsam Lösungen finden

Doch gelte der Rückgang nicht für alle: «Die Reduktion wird im Non-Food-Bereich erfolgen, während im Food-Bereich sowie in der Gastronomie und bei den Dienstleistungen sogar Wachstumschancen bestehen.» Der stationäre Handel bleibt also, wird sich aber verändern, kam Martin Hotz zum Schluss. Viele Kunden informieren sich zuerst im Internet über ein Produkt, bevor sie ein Geschäft aufsuchen – welches sie oft auch übers Internet auswählen. «Mangelnde Sichtbarkeit im digitalen Raum ist eine erste – und häufige – Zutrittshürde.»
Um bestehen zu können, müssen analoge Ladengeschäfte gegenüber jenen im Internet Mehrwerte bieten. Zentral sei eine angenehme Atmosphäre, die Einkaufen zum positiven Erlebnis mache. Spannende Angebote und Zusatzdienstleitungen sind ebenso wichtig wie motiviertes Personal. Das erfordere auch Flexibilität von der Immobilienwirtschaft, so Martin Hotz. Es sei Weitblick bei der Gestaltung der Mietpreise wie auch Kreativität bei der Bewirtschaftung der Immobilien gefragt. «Wir sitzen alle im gleichen Boot und müssen gemeinsam Lösungen finden.»

Martin Hotz

Martin Hotz führt zusammen mit Marco Fuhrer das renommierte Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Fuhrer & Hotz in Baar ZG. Dessen Dienstleistungen umfassen Beratung und Analyse, Shopper und Consumer Research sowie POS-Erhebungen und Verhaltensforschung. Fuhrer & Hotz beraten Detail- und Grosshändler sowie Industrieunternehmen.

SPGITalk

Der SPGITalk ist eine Veranstaltungsreihe der SPG Intercity Zurich AG mit dem Ziel, den Know-how-Transfer in der Immobilienbranche sowie das Networking zu fördern. Die Teilnahme ist kostenlos. Das Referat zum Thema «Der Detailhandel zwischen Hoffen und Bangen» fand am 1. März 2018 im «Au Premier» im Hauptbahnhof Zürich statt.

Vorschau

Der nächste SPGITalk findet am 21. Juni 2018 statt.

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